Blue Chip Aktien sind die Aktien von sehr großen Konzernen mit starker Marktkapitalisierung, die in den einschlägigen Leitindizes Dax, Dow Jones & Co. zu finden sind. Als Blue Chips werden sie in Anlehnen an die blauen Jetons im Casino genannt, die den höchsten Wert haben. Die Investition in diese Aktien gilt als sehr sicher und prinzipiell auch werthaltig.

Gibt es eine Definition?

Es gibt verschiedene Kennziffern, so in den USA eine Marktkapitalisierung des Unternehmens ab 10 Milliarden Dollar und in Deutschland ab zwei Milliarden Euro. Das sind aber keine offiziellen Definitionen. Wichtig ist nur zu wissen, dass die Marktkapitalisierung eine wichtige Kennziffer für die Zuordnung zu den Blue Chips ist. Das geht auch aus alternativen Begriffen für diese Aktien hervor, die im angelsächsischen Raum gern als Large oder Big Caps bezeichnet werden. Cap kürzt „market capitalization“ ab. Der Hintergrund ist die mit dem hohen Kapital verbundene Sicherheit. Blue Chip Aktien dürften auf absehbare Zeit nicht wertlos werden, was bei anderen Aktien durchaus geschehen kann. Das bedeutet wiederum, dass ein Anleger mehr oder weniger unbesorgt Blue Chips kaufen kann, wenn er sie langfristig halten will. Sie könnten zwischenzeitlich bei einem Crash stark an Wert einbüßen, wie es beispielsweise in der Finanzkrise 2007/2008 weltweit geschah – die Blue Chips verloren in den USA, Japan, Deutschland und den meisten anderen europäischen Staaten bis zu zwei Drittel ihres Aktienwertes. Doch sie gingen nicht unter und verschwanden nicht einmal aus den Leitindizes, sondern erholten sich wieder und überflügelten ab 2014 die Kurse vor der Finanzkrise. Das bedeutet: Es genügt, diese Aktien einfach zu halten. Wer heute 30 Jahre alt ist, kann sie mehr oder weniger unbesorgt als Altersvorsorge kaufen. Die Rendite könnte auf lange Sicht jährlich bei 7 – 8 % liegen, das schafft kein Rentenfonds und schon gar keine Sparanlage. Bei richtiger Auswahl kann sie auch deutlich höher ausfallen.

Gelten alle Aktien in Leitindizes als Blue Chip Aktien?

Nein, keinesfalls. Aktien verschwinden auch aus Leitindizes, so im Jahr 2019 die Thyssenkrupp-Aktie, die schon länger schwächelt und damit den Schlingerkurs des Konzerns abbildet. Allerdings müssen wir nochmals darauf verweisen, dass es für Blue Chips im engeren Sinne keine Definition gibt und die Bewertung vom Standpunkt des Analysten oder Anlegers abhängt. Einige Experten gestehen nur einer Handvoll Aktien aus den 30 Werten des Dax diesen Status zu, andere zählen praktisch alle Dax-Werte dazu. Die Experten haben sich prinzipiell auf folgende Punkte geeinigt, die für Blue Chips kennzeichnend sind:

  • Marktkapitalisierung (siehe oben) – je höher, desto besser
  • Bekanntheit in der breiten Öffentlichkeit, wodurch auch viele Privatanleger in die Aktie investieren
  • Sicherheit durch stabile Unternehmensergebnisse unabhängig von börslichen Auf- und Abschwüngen
  • im Leitindex vertreten
  • Traditionsunternehmen oder sehr stark wachsendes Unternehmen (Amazon, Apple)

Die Dominanz in einem Sektor ergibt sich fast zwangsläufig durch die genannten Eigenschaften.

Beispiele für Blue Chip Aktien

Die folgenden Beispiellisten entstammen einem subjektiven Standpunkt. Doch auch der Laie wird erkennen, dass er die Aktien bzw. ihre Unternehmen komplett kennt, was zu den Merkmalen von Blue Chips gehört.

USA:

  • Amazon
  • Apple
  • Boeing
  • McDonald’s
  • Coca-Cola
  • Microsoft
  • Walt Disney
  • IBM
  • Goldman Sachs
  • Visa
  • Nike
  • Caterpillar

Deutschland

  • SAP
  • adidas
  • Bayer
  • Siemens
  • Daimler
  • BASF

Die Deutsche Bank Aktie war über Jahrzehnte ein unangefochtener Vertreter der Blue Chips, ebenso die Aktie von VW. Beide Unternehmen kämpfen seit 2015 mit sehr starken Schwierigkeiten, weshalb Insider sie heute nicht mehr zu den Blue Chips rechnen. Während die Aktie der Deutschen Bank auch sichtbar schwächelt, ist das bei VW trotz des Dieselskandals gar nicht unbedingt erkennbar. Die Aktie schwankt seit dem Skandal, aber sie hält sich einigermaßen. Dennoch hat das Image des Unternehmens so stark gelitten, dass man die Aktie wohl nicht als Vorsorge für die nächsten 30 Jahre empfehlen würde. Dieser Aspekt beweist, wie schwimmend der Begriff der Blue Chips ist. Vertrauen gehört auch dazu, um eine Aktie in diese Kategorie einzuordnen.

Wie handelt man Blue Chip Aktien?

Wichtig zu wissen: Für sehr kurzfristig und sehr spekulativ orientierte Trader sind die Blue Chips gar nicht unbedingt die erste Wahl. Sie sind etwas für langfristig orientierte Investoren. Das zeigt ein Blick auf die Langfrist-Charts: Der Dax hat bei einer Rückrechnung bis 1959 (er wurde offiziell 1988 geschaffen) bis Oktober 2019 immerhin 3.350 % an Wert gewonnen. Das wären pro Jahr etwa 55 %. Bei etwas kürzerer Betrachtung – interessant für Rentensparer – geht man von den erwähnten 7 – 8 % pro Jahr aus. Es geht auch besser: Die Amazon-Aktie stieg von 1997 bis 2019 von rund zwei auf 2.000 Dollar, also in 22 Jahren um 100.000 % = 4.545 % pro Jahr! Das spricht dafür, die Blue Chips einfach zu kaufen und zu halten.